1.7.2025

Bank für industrielle Dekarbonisierung IF25 setzt auf thermische Speicher

Die Europäische Kommission treibt ihre Pläne aus dem „Clean Industrial Deal“ voran und steht kurz davor, eine ihrer zentralen Säulen zu finalisieren: die Auktionen für die Dekarbonisierung der Industrie, auch IF25 genannt. Dieses Finanzierungsinstrument für die Elektrifizierung soll bestehende Lücken bei der industriellen Dekarbonisierung schließen.1 Das Programm soll künftig 100 Milliarden Euro für die Nutzung sauberer Energien für Prozesswärme bereitstellen und sowohl die Emissionsreduzierung als auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stärken.2

Nun wurde der Entwurf für die Bedingungen des mit einer Milliarde Euro ausgestatteten Pilotprogramms veröffentlicht, wodurch die Ausrichtung des Programms klarer wird. Es wird Dekarbonisierungstechnologien fördern, die entweder Strom und damit Anlagen wie Wärmepumpen, Elektrokessel, Widerstandsheizungen (einschließlich Wärmespeichersysteme), Induktionsheizungen, Plasmabrenner und elektrische Stoßwellen Heizungen zur Elektrifizierung von Prozesswärme nutzen. Außerdem werden Technologien, die direkte erneuerbare Wärme liefern, wie Solarthermie und Geothermie für industrielle Prozesse einbezogen.3 Da Wasserstoff und Biokraftstoffe in anderen Programmen abgedeckt sind, sind sie hier ausgeschlossen.

Zusätzlich zur Technologie gibt es einen weiteren wichtigen Aspekt, der berücksichtigt wird: „Darüber hinaus soll die Ausgestaltung der Auktion Anreize für ein Verbrauchsverhalten bei elektrifizierten Lösungen vermeiden, das zu höheren Emissionen aus der Stromerzeugung und höheren Systemkosten (d. h. Stromverbrauch in Spitzenzeiten) führt.“ (S. 3). Dies macht bereits deutlich, dass die Einbeziehung von thermischer Speicherung sowie elektrischer Speicherung nicht nur in den Geboten preislich berücksichtigt werden kann, sondern auch Teil einer erfolgreichen Auktion ist.

Vorgeschlagener Auktionsrahmen

Unternehmen erhalten eine feste Prämienzahlung entsprechend dem Gebot der Projekte für jede Tonne CO2, die sie nachweislich einsparen. Das bedeutet, dass die Prämie in €/t CO2-Einsparung geboten wird, das Gebot jedoch in €/MWth abgegeben wird und dann automatisch aus dem Formular im endgültigen Gebot berechnet wird, was den Unternehmen den Vergleich und die Vorausplanung erleichtert. Diese Zahlungen werden im Entwurf für einen Zeitraum von maximal 5 Jahren geleistet, das könnte sich final noch ändern. Das bedeutet, dass eine vorausschauende Planung wichtig ist, da solche Prozessanlagen mindestens zehn Jahre lang betriebsfähig sind, im Fall von Kraftblock in der Regel 15 Jahre oder länger.

Budget und Schwerpunkte:

  • Das Gesamtbudget für die Pilotauktion beträgt 1 Milliarde Euro.
  • Die Mittel werden laut Entwurf zu gleichen Teilen auf zwei Kategorien aufgeteilt:
    • 500 Millionen Euro für Projekte zur Erzeugung von Wärme im niedrigen bis mittleren Temperaturbereich (zwischen 100 °C und 400 °C).
    • 500 Millionen Euro für Projekte zur Erzeugung von Wärme im hohen Temperaturbereich (über 400 °C).
  • Thermische Speicherung kann in den Projekten preislich berücksichtigt werden.
  • Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Temperaturen der erzeugten Wärme mit einem Managementsystem nach ISO 50001 gemessen werden.

Die Projekte werden ausschließlich auf der Grundlage des Preises (reine Preisrangliste) von der niedrigsten bis zur höchsten Gebotspreis pro Tonne CO2-Einsparung bewertet und ausgewählt. Zusätzlich werden die Projektvorhaben auf ihre Flexibilität im Stromsystem qualifiziert. Damit bietet das Programm Industrieunternehmen Anreize, schnell und kostengünstig auf eine nachhaltige Wärmeerzeugung umzustellen.

Speicherbedarf im Entwurf verankert

Flexibilität ist ein wichtiger Aspekt in diesem Programm, da die Förderung ohne Flexibilitätslösung auf 80 % der Jahres-Vollaststunden begrenzt ist. Ein im Entwurf genannter konkreter Ansatz ist die Planung der Elektrifizierung mit thermischer Speicherung. Durch die Speicherung bei hohen Temperaturen können große Mengen an Energie flexibel und effizient als Prozesswärme genutzt werden. Dies erhöht auch die Erfolgschancen bei der Auktion, da die Preise für die Elektrifizierung mit Speicherung im Vergleich zur direkten Elektrifizierung deutlich sinken, wie Sie in unserem Whitepaper nachlesen können.

Dies ist nicht nur wirtschaftlich sinnvoll. Mit diesem Aspekt der Auktion will die EU den Stromverbrauch in Spitzenzeiten vermeiden, der mit hohen Emissionen verbunden ist.

Zukünftige Finanzierung des IF25

In Zukunft soll das Programm aus verschiedenen Quellen finanziert werden. 33 Milliarden Euro des 100-Milliarden-Programms sollen aus der Versteigerung von CO2-Zertifikaten stammen, 23 Milliarden Euro aus InvestEU, 20 Milliarden Euro aus dem Innovationsfonds und ca. 30 Milliarden Euro aus Beiträgen der Mitgliedstaaten, wobei letztere eine gewisse finanzpolitische Unsicherheit mit sich bringen.4

Quellen

1) Europäische Kommission (2025): Clean Industrial Deal. Ein Plan für die Wettbewerbsfähigkeit und Dekarbonisierung der EU. Online: https://commission.europa.eu/topics/eu-competitiveness/clean-industrial-deal_en

2) Table Briefings (2025): Clean Industrial Deal: 100 Milliarden für die Dekarbonisierung. Online: https://table.media/en/climate/feature/clean-industrial-deal-100-billion-for-decarbonization

3) Europäische Kommission (2025): Innovationsfonds IF25 Wärmeauktion. Bedingungen und Konditionen. Online: https://climate.ec.europa.eu/document/download/cfde57b3-d80f-43e1-9ee4-cd96c42c6ca8_en?filename=if_2025_draft_t_c_heat_auction_en.pdf

4) Mehmet Can Cetin/Natixis (2025): Der EU-Pakt für eine saubere Industrie: Hin zu einer Vereinbarkeit von wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit, strategischer Autonomie und Dekarbonisierung. Online: https://gsh.cib.natixis.com/our-center-of-expertise/articles/the-eu-clean-industrial-deal-towards-reconciliation-of-economic-competitiveness-strategic-autonomy-and-decarbonization

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